Einband von Astrid Zach, 2020
Jochen Missfeldt "Schleiland"
Bradelband mit Holzdeckeln, Dekor in Intarsien,
Kopf-Goldschnitt, Handgestochenes Kapital,
155 × 155 mm
Einband von Ulrich Widmann, 2018
Johann Wolfgang von Goethe
"Walpurgisnacht"
Ganzfranzband, 220 × 285 mm
Einband von Susanne Natterer, 2013
Brigitte von Savigny (Hrsg.) "Schattenfuge"
Polykarbonateinband mit schwebendem Rücken, 182 × 225 mm
Ausstellung 08.06.2023 - 19.08.2023
Meisterhafte Unikate. 100 Jahre Meister der Einbandkunst
Die Ausstellung gibt Einblick in die Entwicklung des zeitgenössischen künstlerischen Einbandes in Deutschland
- von den Anfängen in den Handbindeabteilungen der Leipziger Buchbindereien im frühen 20. Jahrhundert
bis in die Gegenwart.
Handgebundene Bücher, Buntpapiere, Gestaltungskonzepte,
Werkzeuge, Materialien und Werkstattimpressionen dokumentieren die kontinuierliche Entwicklung der Einbandkunst,
Wandel und Innovationen in Gestaltung und handwerklichen
Techniken sowie Einflüsse aus den europäischen Nachbarländern an Beispielen der Vereinigung Meister der Einbandkunst.
Der künstlerische Unikateinband - ein Werk, zwei Gewerke
Ein gebundenes Buch ist ein Objekt zweierlei Ursprungs, ein "hybrides Artefakt": während der Drucker die losen Seiten des Inhalts - den sogenannten Buchblock - herstellt, ist es der Buchbinder, der dem Buch durch die Bindung seine Funktionalität und durch den Einband seinen Schutz und seine abschließende Form gibt. Druck und Buchbinderei sind die beiden Produktionsfelder (handwerklich: Gewerke), die unmittelbar mit der Herstellung des Buchs als Objekt befasst sind.
Die sogenannte Buchdecke - vorderer und hinterer Deckel sowie Rücken - kann dabei entweder separat ("für" den Buchblock) erstellt und in einem letzten Schritt mit dem Inhalt zusammengefügt werden; oder sie kann direkt am Buchblock gearbeitet werden. Letzteres ist beim künstlerischen Unikateinband der Fall, bei dem das Augenmerk auf Entwurf und Ausführung des Einbands für ein Einzelstück liegt. Ein Einband ist jedoch in keinem Fall "autonom": er setzt immer voraus, dass der Buchbinder mit einem Buchblock arbeitet, der vom Drucker gefertigt wurde.
Bedingt durch den unterschiedlichen Ursprung ihrer Teile sind künstlerische Unikateinbände bezüglich ihres unikalen Charakters in der Regel Mischformen. Der große Aufwand, den Entwurf und Ausführung eines Unikats bedeuten, legt zwar nahe, für ein solches Einzelstück einen Buchblock auszuwählen, der selbst eine hohe Wertigkeit besitzt. Dieser wird allerdings nur in sehr seltenen Fällen ebenfalls ein Unikat sein (z.B. komplett kalligrafiert statt gedruckt). Häufiger ist die Auswahl kleiner bibliophiler Ausgaben mit besonderer Ausstattung wie hochwertige Druckpapiere, Nummerierung oder Illustrationen. Mitunter kommen auch reguläre, in höherer Auflage produzierte Verlagsausgaben in Frage, bei denen dann zunächst der reguläre Verlagseinband zu entfernen ist. Merkmale wie Autorensignaturen oder Erstausgaben können die Bedeutung eines solchen Buchblocks durchaus so steigern, dass dieser sich für die Ausführung eines künstlerischen Unikateinbands eignet.
Vom Sammeln und von Sammlern - die Liebe zum Buch
Seit dem es Bücher gibt, gibt es auch Menschen die
Bücher sammeln und wertschätzen.
In einem gesteigerten Maße trifft dieser Umstand auf
einen Bibliophilen, einen Bücherliebhaber, zu. Nach welchen Kriterien eine Sammlung aufgebaut wird, ist so
vielseitig wie die Bücherwelt selbst. Soll die Auswahl
der Exemplare nicht willkürlich erfolgen, wird Kennerschaft und Kenntnis der Materie immer wichtiger.
Die Sammlung Feenders – ein Leuchtturm der Buchkunst im Nordwesten.
Mit der Sammlung Feenders ist in der Landesbibliothek
Oldenburg seit 2022 ein kostbarer Bücherschatz beheimatet. Die Sammlung besticht durch ihre Dichte und
Geschlossenheit und durch die konsequente Auswahl
nach strengen Kriterien wie exzellenter Typographie,
Illustration und Einbandkunst. Sie umfasst Einbände
berühmter Meisterinnen und Meister, darunter Frieda
Thiersch und Ignatz Wiemeler, und experimentelle Arbeiten zeitgenössischer Einbandkünstler.
Im Laufe seiner über vierzigjährigen Sammlertätigkeit
hat Onno Feenders aus Emden vielfältige persönliche
Kontakte zu Künstlern, Buchexperten und Verlegern geknüpft und der Einbandkunst zu vielen weiteren Blüten
verholfen.
Eröffnung
am Mittwoch, dem 7. Juni 2023,
um 19.00 Uhr
Einführungsvortrag
Ingela Dierick
Vorsitzende des MDE
Führungen
Mittwoch, 21. Juni 2023,
Mittwoch, 19. Juli 2023,
jeweils um 17.00 Uhr,
Freitag, 18. August 2023,
um 18.00 Uhr,
mit Theresa Wedemeyer
Eine Anmeldung nicht erforderlich.
Finissage zur Ausstellung
am Freitag, dem 18. August 2023,
um 19.00 Uhr
mit einem Vortrag von
Anke Ahle: Sammeln und Handeln als Form des kulturellen Bewahrens:
Die Geschichte des Sammelns ist so alt wie die Geschichte der Menschheit. Denn Sammeln ist eine grundlegende menschliche Kulturtechnik weit über die Sicherung unserer Existenzgrundlage hinaus. Sammeln bedeutet Aneignen, Ordnen und Gestalten. Sammeln ist ein Versuch, der Vergänglichkeit der Dinge - und auch der eigenen - zu trotzen.
Sammler sind glückliche Menschen, soll Johann Wolfgang von Goethe behauptet haben. Sammler:innen sind eigenartige, selbstbezogene und eitle Suchtmenschen, behaupten Kritiker:innen des privaten Sammlertums.
Anke Ahle (M.A.), die nach ihrem Studium der Klassischen Archäologie seit über zwanzig Jahren selbständige Antiquarin und darüber hinaus auch Sammlerin ist, nähert sich dem Thema auf unterhaltsame Weise aus den ihr vertrauten, unterschiedlichen Perspektiven. Dabei steht das bibliophile Sammeln natürlich im Vordergrund.
Die Ausstellung präsentiert meisterhafte Exponate der
Einbandkunst vom frühen 20. Jahrhundert bis in die
Gegenwart – ergänzt durch historische Werkstatteinblicke
am Beispiel der 1923 in Leipzig gegründeten Meister der
Einbandkunst – Internationale Vereinigung e. V.
Außerdem werden besondere Einbände aus der Sammlung
Onno Feenders vorgestellt.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog:
Meisterhafte Unikate. 100 Jahre Einbandkunst. MDE - Meister der Einbandkunst.
Aachen, 2022.
ISBN 3921743702
Preis: 45,- €
Der Eintritt ist frei.
